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For my semester project „Tomorrow we will explain“ in Dresden, developed in collaboration with Kunsthaus Dresden - Städtische Galerie für Gegenwartskunst and Rosenwerk, I installed banner at Augustusbrücke that originally stated „Gutgabe und Böse“ („Добро і зло“ - „Good and evil“ in my language). „Gutgabe“ is the word that was invented in a process of interviewing of Germans about meaning of „gut“ and „das Gute/die Güte“ that transfers more precisely the meaning of „добро“ that in my language (Ukrainian and Russian) carries the idea of selfless giving, either help or money to those, who need it. The project started with a simple problem in translation, when variety of adjectives in my language like „добрий, хороший, якісний“ are appeared to have translation of one German word „gut“, meaning of which vary depending on context. This difference becomes really interesting in a situation of „refugee crisis“ and arising skepticism around capitalism, because it reveals how differently borders between economic and moral, material and spiritual are defined in different cultures.
At the night after installation of the banner in Dresden someone cut out and took away the word "Böse" and the work received new interpretations and dimensions. This dialog with a stranger that occurred in public space created important alternative to expansion of advertising that obviously took place at the banks of Elbe river and ruins aesthetics of landscape, but not only.
There was a time, when city center was a symbolic place for public gatherings and events, a place of public dialog and direct democracy. Today, however, city center is occupied by advertising, dominance of which discards other notions of a place, penetrating citizen with endless messages that produce desire.
Dialog that occur in Dresden prolongs my interest in capitalization of public space and situations, in which voice of citizens breaks through existing monopoly, turning monologue into a dialog. In 2013-2014 I documented Euromaidan events that occupied center of Kyiv. The opposition between citizen and officials took place at the background of huge advertising banners, light-boxes, showcases of expensive boutiques and restaurants that permanently occupied city center.
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Für mein Semesterprojekt „Tomorrow we will explain“ in Dresden, die Arbeit an welchem in Kooperation mit Kunsthaus Dresden - Städtische Galerie für Gegenwartskunst und Rosenwerk stattfand, stellte ich einen Banner auf der Augustusbrücke mit der Beschriftung „Gutgabe und Böse“ („Dobro i slo“ auf Ukrainisch) auf. „Gutgabe“ ist ein Wort, das im Laufe der Befragung von Deutschen über die Bedeutung des Adjektivs „gut“ und der Substantive „das Gute/die Güte“ erfunden wurde, das meiner Meinung nach den Inhalt des Begriffs „Güte“ genauer übermittelt, der in meiner Sprache (Ukrainisch und Russisch) die Bedeutung hat, das Materielle (Geld, Eigentum) und das Seelische (Hilfe, Unterstützung leisten, mitleiden) mit denen zu teilen, die das benötigen. Das Projekt wurde mit einem einfachen Problem in der Übersetzung begonnen: Variabilität der Adjektive in meiner Sprache „gutmütig, gut, qualitativ“, die die Einstufung zwischen dem Seelischen und dem Materiellen schafft, wird ins Deutsche mit einem Adjektiv „gut“ übersetzt, dessen Bedeutung mithilfe des Kontextes präzisiert wird, in vielen Fällen gibt es allerdings keine genaue Übersetzung. Dieser Unterschied wird in der Situation der „Flüchtlingskrise“ und des steigenden Skeptizismus um den Kapitalismus herum äußerst interessant, weil er aufdeckt, inwieweit unterschiedlich die Grenzen zwischen dem Wirtschaftlichen und dem Moralischen, dem Materiellen und dem Seelischen in verschiedenen Kulturen festgelegt sind.
In der Nacht nach Aufstellung des Banners in Dresden wurde das Wort „Böse“ von jemandem aus dem Banner ausgeschnitten und mitgenommen, und die Arbeit erwarb neue Interpretationen und Dimensionen. Der Dialog mit dem Fremden, der im öffentlichen Raum stattfand, schaffte eine wichtige Alternative der Werbungsexpansion, die offensichtlich am Ufer des Flusses Elbe und nicht nur dort stattfand.
In den alten Zeiten war das Stadtzentrum ein symbolischer Ort für öffentliche Versammlungen und Veranstaltungen, Ort für den öffentlichen Dialog und direkte Demokratie. Heutzutage ist das Stadtzentrum von der Werbung erobert, die die alte Bedeutung des Ortes nivelliert und feuert bei den Menschen im Gegenzug die unendlichen Verbraucherbegehren an. Die Arbeit mit dem Banner und damit verbundener Dialog, der in Dresden stattfand, setzt meine Interessiertheit an der Kapitalisierung des öffentlichen Raums und an den Situationen fort, wenn die Menschenstimme das existierende Monopol durchbricht und den Monolog in den Dialog umwandelt. In den 2013-2014 Jahren dokumentierte ich den Euromaidan, der das Kiewer Zentrum eroberte. Die Konfrontation fand auf dem Hintergrund der enormen Banner, Leuchttafeln, Schaufenster teurer Geschäfte und Restaurants statt, die das Stadtzentrum auf Dauer erobert haben.
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